Befreiung von Leid und Sorgen

… das ist das Ziel von Yoga.

Begebenheiten im Leben mit Gleichmut, gar mit einem Lächeln zu begegnen? Geschehnissen weniger Bedeutung zukommen lassen, als wir es mal mehr mal weniger tun? Lechzen wir nicht manchmal nach Dramen – um uns endlich wieder einmal zu spüren – bewusst oder unbewusst? Sind nicht wir diejenigen, die es sich oft schwerer als nötig machen? Ist ein Leben ohne Leid und Sorgen überhaupt möglich?

Eine regelmäßige Yoga-Praxis unterstützt dich auf deinen Weg zu dir selbst. Du lernst dich zu fokussieren, deine Konzentration auf das zu lenken, was gerade JETZT passiert. Jeder Gedanke ist eine Ablenkung und bringt dich weg von dem was gerade geschieht. Das halten der Aufmerksamkeit, auf, dass was gerade IST, bringt Ruhe und Zufriedenheit. In diesen Momenten, gibt es kein gestern und kein morgen. Hier liegt das Potential zur mentalen und körperlichen Heilung. Das können Momente in der Meditation sein, wir können diese aber auch in einer Asana (Position) erleben.

Wir (er)spüren, erleben uns in der jeweiligen Position, und diese Momente wo alles passt und stimmig ist, wir zentriert, ganz bei uns sind, sind Momente, wo wir vor lauter Glück und Freude bersten könnten. Und das ist es allemal wert die Matte aufzurollen.

Singst du gerne? Probiere doch einmal Mantra-Singen. (Mantra: ‚Spruch, Lied, Hymne‘, bezeichnet eine heilige Silbe, ein heiliges Wort oder einen heiligen Vers. Diese Wiederholungen des Mantras oder des Namens einer Gottheit werden manchmal auch Japa oder Nama-Japa genannt. Mantras können entweder sprechend, flüsternd, singend oder in Gedanken rezitiert werden – https://de.wikipedia.org/wiki/Mantra)

Beim Mantra-Singen werden Silben, Worte und Sätze manchmal mit traditionellen und manchmal mit modernen, dem westlichen Musikempfinden angepassten Melodien wiederholt. Ich kann dir Mantra-Singen von ganzem Herzen empfehlen, mittlerweile gibt einige Mantra-Sing-Gruppen auch in Wien (bei Interesse schreibe mir bitte). Ein sehr schönes Erlebnis, eingebettet in einer Gruppe von herzlichen, lieben Menschen, da sind Glücksgefühle garantiert. Und, keine Scheu, es geht nicht um die „perfekte Stimme“, es geht um die Freude an der Sache. Let it flow, and see what happens 🙂

Das ist es was uns Yogis immer wieder auf die Matte treibt: Diese wundervollen Momente der Zeitvergessenheit, wo alles andere weit weit weg ist, wo nichts anderes wichtiger ist, als eben dieser Moment.

Duhkha heißt Leiden, Schmer. Duhkha ist der Gegenpol zu Sukha, Vergnügen. Duhkha und Sukha, Schmerz und Vergnügen, sind die beiden Pole, zwischen denen das Leben hin und her geht. Ein Yogi lernt, gleichmütig zu sein inmitten von Duhkha und Sukha. Wer sich mit „gleichmütig“ schwer tut (hat ein bisschen etwas von Schwermut): mir gefällt „gelassen“ oder noch besser „seelenruhig“ sehr gut. „Seelenruhig“, welch ein federleichtes Wort, dass sofort ein Lächeln auf die Lippen zaubert. Seelenruhig bleiben im täglichen auf und ab des Lebens.

Dazu eine Geschichte: Ein guter Freund bekam die Gelegenheit dem
Dalai Lama einen Besuch abzustatten und ihn zu interviewen. (Tenzin Gyatso ist der 14. Dalai Lama. Er ist buddhistischer Mönch und Linienhalter der Gelug-Schule des tibetischen Buddhismus. Oberhaupt der tibetischen Regierung und geistliches Oberhaupt der Tibeter – https://de.wikipedia.org/wiki/Dalai_Lama)

Ich hatte die Gelegenheit ihm eine Frage mitzugeben, die er dann zu einem passenden Zeitpunkt stellen wollte. Wow, was für eine Chance! Wie oft bietet sich solch eine Gelegenheit? Du ahnst, wie es in meinem Kopf drunter und drüber ging? Letztendlich entschied ich mich für folgende Frage: Ist es möglich ein Leben in Gleichmut, frei von Begierden und Wünschen zu leben? (Ich meinte damit nicht nur die körperlichen Begierden, generell!). Es dauerte natürlich, bis ich Antwort erhielt. Es war eine wunderbare Gelegenheit, sich in Geduld zu üben 😉 Die Antwort des Dalai Lama lautete: Nein, es ist nicht möglich. Okay, wenn ich mir manches erwartet hätte, aber einfach nein?
Was bedeutet das?

Wir sind Menschen, keine Maschinen, wir haben Gefühle, Emotionen (manche mehr, manche weniger), wir machen Fehler (und das ist auch ok, im besten Fall lernen wir daraus). Wir dürfen auch mal ungeduldig sein, mal laut werden, das ist noch lange kein Grund uns deshalb zu schämen. Wir können klar aussprechen, was wir wollen (ob wir es bekommen, ist sowieso eine andere Geschichte), und sagen was nicht. Wir müssen nicht auf eine Art und Weise funktionieren, wie andere es gerne hätten.

Im Yoga Sutra von Patanjali (Patanjali war ein indischer Gelehrter und der Verfasser des Yogasutra, des klassischen Leitfadens des Yoga, weshalb er auch als „Vater des Yoga“ bezeichnet wirdhttps://de.wikipedia.org/wiki/Patanjali) – heißt es:

Heyam Duhkham Anagatam (Yoga Sutra 2. Kapitel Vers 16). Noch nicht manifestiertes Duhkha, noch nicht manifestiertes Leiden, sollte vermieden werden.“ (http://theyogainstitute.org/patanjali-yoga-sutra-2-16-parisamvad/) Das ist wie eine Affirmation, ein Ausruf, den man sich selbst sagen kann, bevor man eine Dummheit begeht…

Was bedeutet das? Wie können wir Leid vermeiden bzw. vermeiden, dass es sich manifestiert? Ich denke, Patanjali möchte uns damit sagen: Wir können uns – kurzfristig – Sorgen, Gedanken um etwas oder jemandem machen – es scheint mir auch unmöglich, sich nie über etwas zu sorgen, aber es sollte vermieden werden, dass sich alles ausschließlich (über einen längeren Zeitraum) um dieses eine Thema dreht. Tagein tagaus, wir führen Selbstgespräche, sprechen mit unserer Familie, unseren Freunden … Damit besteht die Gefahr, dass sich Leiden (Duhkha) manifestiert. Das kennst du, oder? Immer wieder geht es um ein und dasselbe Thema. Und wozu führt es? Geht es uns dadurch besser? Löst sich dadurch unser Leid auf? Nein, je mehr Aufmerksamkeit wir darauflegen, desto schlimmer wird es meistens.

Es scheint mir sinnvoller und das hat sich auch oft genug bewährt: Wir üben uns im Annehmen dessen, was ist“.

ÜBEN. Und das ist eine Aufgabe, die sich leichter anhört, als sie ist. Annehmen, was ist, auch wenn es uns nicht gefällt, wir verzweifelt sind, auf Biegen und Brechen eine Lösung fordern, schreien und toben. In diesem Annehmen liegt die Lösung. Wir gehen in unser Leid, in unser Problem (da dürfen auch Tränen fließen) hinein. Wir fühlen den Schmerz, suhlen uns richtiggehend darin und dann lassen wir los. (Unter Umständen, kann es hilfreich sein, sich dafür auch professionelle Unterstützung zu holen! Bedenke: Es ist Stärke sich Hilfe zu holen und einfach nur dumm, zu glauben wir könnten/müssten alles alleine auf die Reihe bekommen.). Man könnte auch sagen: Wir „steigen aus unserem Problem“ aus, übergeben an „eine höhere Macht“ (was immer das für dich bedeutet), gehen ins Vertrauen und lassen los

Auch wenn dir Meditation (noch) nicht vertraut ist, nimm dir täglich zumindest 3-5min Zeit um innezuhalten, in der Früh nach dem Aufwachen, kurz vor dem schlafen gehen, wann immer es für dich passt. Nur für dich, ein paar Momente in der Stille. Wenn der Geist zur Ruhe kommt, steigt die Chance, ersehnte Hinweise zur Lösung unserer Probleme zu erhalten!

 Paramahansa Yoganandas (Paramhansa war ein indischer Yoga-Meister, Philosoph und Schriftsteller. In Yogananda sehen seine Anhänger sie verehren ihn als ihren Guru − einen Premavatar, eine göttliche Inkarnationhttps://de.wikipedia.org/wiki/Yogananda):
Ganz gleich, worin eure Befürchtungen bestehen, denkt nicht weiter daran, sondern übergebt sie Gott. Habt Vertrauen in Ihn. Viel Leid wird allein durch Sorgen verursacht. Warum sich jetzt schon sorgen, ehe man überhaupt krank geworden ist? Da die meisten unserer Leiden durch Angst entstehen, könnt ihr euch sofort frei dav
onmachen, wenn ihr jegliche Furcht beseitigt. Dann kann die Heilung sogar augenblicklich eintreten. Sagt euch jede Nacht, ehe ihr einschlaft: »Der himmlische Vater ist bei mir, ich bin beschützt.« Stellt euch in Gedanken vor, dass der GEIST und Seine kosmische Energie euch ganz einhüllen. … Das wird euch beschützen, sodass ihr euch wunderbar geborgen fühlt. (Angst besiegen /Auszug aus den Schriften Paramahansa Yoganandas)

Ein Leben ohne Leid und Sorgen? Wie würden wir uns fühlen, wenn wir frei davon wären? Ich vermute, ganz ohne – wie bereits zu Beginn erwähnt – ist wahrscheinlich kaum möglich, aber, wir können aus unseren Dramen aussteigen! Du weißt sicher wovon ich spreche, wir müssen nicht jede Erfahrung 3x, 4x oder öfters machen … Sei mutig und sieh dir deine Dramen mal ganz genau an, welche wiederholen sich immer und immer wieder und warum? Was gibt es (noch immer) zu lernen? Wo willst du (noch) nicht hinsehen?

Begegnet jedem Menschen und jeder Situation auf dem Schlachtfeld des Lebens mit heldenhaftem Mut, mit dem Lächeln eines Eroberers. (Angst besiegen /Auszug aus den Schriften Paramahansa Yoganandas)

Ich würde mich sehr freuen, wenn du mir über deine Erfahrungen schreibst, was du unternimmst, um deine Krisen zu bewältigen, um deinen persönlichen Dramen in den Griff zu bekommen …

Alles Liebe & Namaste,
Astrid